Am Abend vor Allerheiligen verschwimmt die Grenze zwischen den Reichen der Lebenden und der Toten, und wie es seit JAHRTAUSENDEN üblich ist, spielt eine Musikgruppe von einem Wagen, der aber in einer Höhle steht… In den letzten JAHRHUNDERTEN oder zumindest Jahrzehnten wurde dann daraus ein Auftritt der Hängerbänd im legendären Rockkeller Alexander The Great in Mainz. Letzterer ist leider seit kurzem Geschichte, aus Gründen, die auszuführen hier zu weit führte, aber schad isses allemal. Umso schöner allerdings, dass es wenigstens die Hänger noch gibt, trotz diverser Besetzungswechsel vor allem in den letzten Jahren – noch eine Personalie, und Philosophen können sich den Kopf darüber zerbrechen, ob die Bänd des Theseus immer noch dieselbe ist, wenn alle ursprünglichen Mitglieder ersetzt wurden…
Speedbottles are watching you
Wie dem auch sei, jedenpfalz gibt es auch 2025 wieder ein rockiges Halloween mit der Hängerbänd, sozusagen ein Hängerween (nicht meine Wortschöpfung!), aber dieses Mal im kleinen Saal des Haus der Jugend Mainz, besser bekannt als M8 Liveclub. Und wer wäre besser geeignet, einen solchen Abend zu eröffnen, als die langjährigen Rock’n’Roll-Weggefährten der Hänger, die Speedbottles aus Idar-Oberstein?
Sänger Sebb van Speedbottles animiert die anderen Schnellflaschen
Diese auch mit leicht veränderter Besetzung, seitdem ich sie zuletzt gesehen habe, insbesondere der Schlagzeuger ist quasi nigelnagelneu – schade, dass er schon aus der Verpackung genommen wurde, sonst würde er noch als mint durchgehen.
Schlagzeuger aus dem Unverpackt-Laden
Wer auf dreckigen Rock’n’Roll steht und Bands wie Turbonegro mag, sollte den Speedbottles unbedingt mal ein Ohr schenken – deren nexter Gig findet übrinx Ende November in deren Hood in Ihrer-Uwwerstäään statt.
Sehr erhebende Musik!
Doch kommen wir zurück zur Hängerbänd: Ende der 1980er Jahre fanden sich in Bingen ein paar Hänger zusammen und stellten fest, dass sie entweder wussten, wo das Kabel bei der Gitarre reinkommt, wie man ein Mikro richtig rumhält oder was man mit diesen komischen Stöcken macht. Möglicherweise hat der Name auch tatsächlich was mit einem Anhänger und einem Auftritt auf demselben zu tun… Fast vierzig Jahre später gibt es mit Gitarrist Sprenger Hänger nur ein Gründungsmitglied von damals[tm] – Gitarrist/Bassist Frohny ist vor fünf Jahren verstorben, Sänger Gischtie ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten, und am Schlagzeug war eh immer relativ reger Wechsel, – wenn auch Adrian Hänger die Schießbude nun auch schon etliche Jahre sehr kompetent verprügelt. Basser Guido „Holzbein“ Hänger ergänzt die Truppe allerdings auch schon seit gefühlt zwanzig Jahren, und für mich ist dieser Auftritt die Gelegenheit, die Hänger in ihrer neuesten Besetzung endlich einmal live zu sehen…
Gischties jüngerer Klon?
Sänger Marcel „Elvis“ Hänger ist das jüngste Mitglied der Hänger-Clique, nicht nur vom Lebensalter, sondern auch in Bändzeit: Doch dass Elvis erst seit Januar der Schreihals der Spießbraten-Afficionados ist, merkt man gar nicht, tatsächlich könnte man meinen, der legendäre Gischtie sei in einen Jungbrunnen gefallen und stünde plötzlich wieder auf der Bühne. Nichtsdestotrotz drückt der „Jungspund“ der Gesamtdarbietung natürlich auch seinen eigenen Stempel auf. Wo Gischtie durch schiere Präsenz und eine noch massivere Wampe die Bühne dominierte, ist Elvis zwar auch immer „da“, aber lässt dem Rest der Bänd immer auch genügend Raum.
Äääääädriääääään!
He vince’d for every note… (sorry not sorry)
Ein wenig schade finde ich es, dass der Mann hinter’m Mischpult sich krankheitsbedingt mitten im Gig aus dem Staub macht und die Soundeinstellungen auf „Autopilot“ lässt, was leider auch heißt, dass man Stefan „Vince“ Hängers (seit 2023 dabei) exzellentes Gitarrenspiel sehr gut hört, aber die nicht weniger wichtige Rüttmus[tm]-Gitarre von Ralf „Sprenger“ Hänger ziemlich untergeht.
Sprenger Hänger immerhin gut sichtbar
Alles in allem ist’s aber doch ein sehr vergnüglicher Abend für alle Beteiligten – goile Musik, man trifft viele Leute wieder, die man seit der Schließung des ATG nicht mehr gesehen hat, hört großartigen Rock’n’Roll und ich krieg von den Speedbottles sogar eine Schallplatte und ein Shirt geschenkt – Weihnachten kommt früh dieses Jahr!


